Bayern – Neuer Eigentümer skizziert neue Strategie

Bayerns neuer Eigner CMP setzt auf Familienboote und reduziert die Produktpalette.

Die neue Geschäftsführung von Bavaria Yachtbau will als weltgrößter Hersteller von Freizeitbooten in Serie zu alten Glanzzeiten zurückkehren. „Wir werden in den Ausbau der Produktionskapazitäten und in die ehemaligen Stärken Bayerns investieren. Dazu gehört ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, für das Bayern seit vielen Jahren steht“, erklärt Kai Brandes, geschäftsführender Gesellschafter des neuen Eigentümers CMP.

Im September wurde die Berliner Private Equity CMP Capital Management neuer Eigentümer von Bavaria Yachtbau.

Auf der Pressekonferenz am Mittwoch in Giebelstadt erläuterten Brandes und die neue Geschäftsführung die geplante strategische Neuausrichtung der Werft. „Als Serienwerft ist Bavaria ein Hersteller von preiswerten Booten, keine Luxusyachten“, so Brandes. Der Fokus des Unternehmens liegt daher auf Segel- und Motorbooten mit Rumpflängen zwischen 10 und 20 Metern.

Planungsperspektive ist für vier bis fünf Jahre

Der neue Werftbesitzer CMP hatte Bavaria Yachtbau nach der unerwarteten Insolvenz im April nach einem längeren Bieterverfahren für „einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag“ gekauft. Diese Summe bestätigte Interims-CEO Tobias Brinkmann bei der Pressekonferenz am Mittwoch. Laut CMP-Geschäftsführer Kai Brandes wird in den nächsten Jahren ein weiterer zweistelliger Millionenbetrag investiert. Allerdings, so Brandes gegenüber floatmagazin.de, liege die Gesamtinvestition nicht im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Als Finanzinvestor verwaltet CMP die Fonds institutioneller Anleger wie Versicherungen, Stiftungen und Pensionskassen. Der Kauf der Bavaria wurde laut Brandes aus dem Kapital eines 2017 aufgelegten Investmentfonds finanziert. 25 % des Fondskapitals von 260 Millionen Euro sind inzwischen angelegt. Dazu zählen neben Bayern drei weitere Unternehmen. „Wir haben keine Eile mit dem Wiederverkauf. Unsere Planungsperspektive beträgt vier bis fünf Jahre“, erläutert Brandes. „Die Aufgabe von CMP ist es, Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen und sie dann an einen langfristigen Eigentümer zu übergeben.“

Sortiment wird reduziert

Im ersten Schritt der Neuausrichtung wird die Produktpalette stark gestrafft. Die E-Serie, zu der die Binnen-Motoryachten Bavaria E40 und E34 gehören, wird eingestellt.

Die größte Segelyacht, die Bavaria C65, die auf der boot Düsseldorf 2018 als Weltpremiere präsentiert wurde, wurde vor wenigen Wochen aus dem Portfolio genommen. Es wurde vom kroatischen Auftragsfertiger übernommen. Die kürzlich vorgestellte Segelyacht Bavaria C 50 wurde aus der Serienproduktion genommen. Die Yacht wird derzeit überarbeitet und geht im Dezember wieder in Serie.

Die Modellpalette wird künftig konsolidiert. „Nun werden die Modelle Schritt für Schritt ersetzt“, erklärt Produktionsleiter und COO Erik Appel. Echte neue Modelle werden erst 2020 erwartet. 2019 wird das Jahr der Konsolidierung – mit der „Einführung von zwei oder drei kleineren Modellen“, so COO Erik Appel.

Das nächste halbe Jahr werde benötigt, um die neue Strategie zu entwickeln, sagt Ralph Kudla, der für den neuen Eigentümer CMP in die Geschäftsführung einsteigt. „Dann werden wir sehen, wie die Produktpalette aussehen soll. Der Schwerpunkt liegt auf Booten mit einer Länge von 30 bis 50 Fuß. Die Vorgängermodelle verkauften sich noch sehr gut“, sagt Kudla.

Interne Probleme führten zu Produktionsverzögerungen

Offen und selbstkritisch zeigte sich die Bayern-Geschäftsführung heute bei der Pressekonferenz in der Zentrale in Giebelstadt. Erik Appel, der wenige Monate vor der Insolvenz in das Unternehmen eingetreten war, erläuterte die Schwierigkeiten der Werft bis zu diesem Frühjahr mit Management- und Planungsproblemen: „Einer der Hauptgründe ist, dass wir Boote entwickelt haben, die nicht in die Produktion und die Werft."

Zudem gab es gravierende interne Abstimmungsprobleme: „Der externe Entwickler sprach Italienisch, das interne Engineering sprach Englisch und die Mitarbeiter sprachen Deutsch am Fließband.“ Das Ergebnis könnte man sich vorstellen wie „Benzin in einen Dieselmotor einfüllen“.

Dies führte zu neu eingeführten Modellen, die Probleme in der Serienproduktion verursachten. Dies habe die Werft Zeit und Geld gekostet, erklärte ein Insider. Das bestätigt der neue CEO Ralph Kudla indirekt: „Wir wollen verlorenes Vertrauen zurückgewinnen, Qualität und Liefertermine einhalten.“

Interne Kompetenz gestärkt

Als Folge der problematischen Situation will das Unternehmen verstärkt auf seine interne Expertise zurückgreifen. „Außerdem haben wir ein schnelles Inhouse-Engineering in der Produktion“, sagt Erik Appel. Anstatt externe Büros zu beauftragen, soll die Stammbelegschaft ausgebaut werden. „Wir suchen derzeit bis zu 50 neue Mitarbeiter.“

Auch der Möbelbau der werfteigenen Schreinerei zählt laut Appel zu den Kernkompetenzen Bayerns. Hier werden die Innenausstattungen für alle Boote der Gruppe gefertigt, auch für die in Frankreich gefertigten Katamarane.

Lohnfertigung für andere Hersteller schloss der neue Geschäftsführer aus: „Wir fertigen nicht für andere und wollen auch nicht, dass andere für uns fertigen“, erklärt Kai Brandes.

Comeback der Marke Nautitech

Die Mehrrumpfboote der französischen Tochtergesellschaft in Rochefort werden ab sofort wieder unter dem Markennamen Nautitech vertrieben. Die nach dem Erwerb der Multihull-Werft eingeführte Marke „Bavaria Catamarans“ wird nicht mehr verwendet. Der Multihull-Hersteller bleibt Teil der Bavaria-Gruppe. „Mögliche Synergien im Einkauf bleiben erhalten“, sagt Ralph Kudla.

100 % der Belegschaft übernommen

Alle rund 700 festen Arbeitsplätze an den Standorten Giebelstadt und Rochefort bleiben erhalten. Derzeit sind keine Entlassungen geplant. Der hohe Anteil an Zeitarbeitskräften (bis zu 50 %) wird nachhaltig reduziert.

Ende Oktober endet die Kurzarbeit, gleichzeitig wird die Produktion wieder aufgenommen. Fast alle Kaufabsichtserklärungen der vergangenen Insolvenzmonate wurden laut einem Insider erfolgreich in Aufträge umgesetzt. Geschäftsführer Ralph Kudla: „In den nächsten zwölf Monaten wollen wir 400 bis 500 Boote produzieren.“

Präsenz auch auf Messen

Bavaria Yachtbau wird auf der boot Düsseldorf 2019 präsent sein. Der Messeauftritt zum 50-jährigen Jubiläum der weltgrößten Bootsmesse wird bescheidener als 2018, als Bavaria fast eine ganze Messehalle belegte. „Wir werden mit 15 oder 16 Booten präsent sein, je nach aktueller Situation“, erklärt Geschäftsführer Ralph Kudla.

Der Neustart des einst weltgrößten Serienyachtherstellers aus der von Dr. Tobias Brinkmann erfolgreich abgeschlossenen Insolvenz beginnt mit Selbstkritik und Selbstbewusstsein. Ein guter Anfang.

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