Selbstfahrende Boote für Amsterdams Grachten

Roboat – ein Forschungsprojekt des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und des Amsterdam Institute for Advanced Metropolitan Solutions (AMS Institute) – hat erfolgreich zwei vollwertige autonome Schiffsprototypen für den Einsatz auf Amsterdams Wasserstraßen entwickelt.

Die Boote sind vollelektrisch und können bis zu zehn Stunden betrieben werden. Sie sind selbstlernend und passen ihre Fähigkeiten an die Erfahrungen auf dem Wasser an, können Wegpunkte finden, selbstständig an- und abdocken und Kollisionen vermeiden.

Um autonom einen freien Weg zu bestimmen, Roboot verwendet LIDAR und Kameras, um eine 360-Grad-Ansicht zu ermöglichen. Dies wird auch als „Wahrnehmungskit“ bezeichnet und lässt Roboat seine Umgebung verstehen. Wenn die Wahrnehmung ein neues Objekt aufnimmt, markiert der Algorithmus das Objekt als „unbekannt“. Nachdem das Team die gesammelten Daten des Tages überprüft hat, kann das Objekt manuell ausgewählt und markiert werden, sodass der Algorithmus bestimmte Elemente erkennt.

„Jedes Mal, wenn das Schiff durch das Gebiet navigiert, sammelt es Erfahrungen und lernt aus früheren Situationen und Objektbegegnungen. Durch die kontinuierlichen Rückkopplungsschleifen kann Roboat nun autonom in diesem Bereich navigieren“, sagt Ynse Deinema, Roboat-Projektleiterin am AMS-Institut.

Der Verriegelungsmechanismus des Bootes ermöglicht die Verbindung mit einer Dockingstation oder einem anderen Roboat. Mit dieser Funktion können Roboats temporäre Brücken bilden, um neue städtische Infrastrukturen sowie schwimmende Bühnen und Brücken zu schaffen.

Der nächste Schritt des Projekts ist die Kommerzialisierung der Technologie und das Team wird zukünftige Entwicklungen auf drei Anwendungsfälle konzentrieren: Personentransport, Logistik (Abfallsammlung) und Vermessungs-/Überwachungsanwendungen.

„Das historische Zentrum von Amsterdam mit seinem Kanalnetz und modernen Herausforderungen – wie Staus und Logistik – ist ein perfekter Ort, um die realen Pilotprojekte zu starten, die einen nachhaltigeren und intelligenteren Transport auf dem Wasser ermöglichen“, sagt Stephan van Dijk , Innovationsdirektor am AMS Institute.

„Durch den Einsatz von Roboat zum Beispiel zum Sammeln von Abfällen aus der Amsterdamer Innenstadt kann die Anzahl der Verkehrsbewegungen innerhalb der Stadt reduziert werden, was den Druck durch die fragilen Brücken und Kaimauern verringert.

„Während sich die autonome Schifffahrt auf einfachere Trajektorien konzentriert, ist Roboat darauf ausgelegt, dynamische und belebte städtische Wasserstraßen wie die Amsterdamer Grachten zu befahren. Das macht Roboat weltweit für Delta-Städte und Hafengebiete relevant. Sie schafft auch neue Möglichkeiten für flexible städtische Infrastrukturen. In Kombination mit seiner Fähigkeit, seine Aufgaben rund um die Uhr zu erfüllen, kann Roboat einen großen Mehrwert für eine Stadt schaffen.“

Projektpartner von Roboat sind die Stadt Amsterdam und Waternet; Projektsponsoren sind Murata (12-kW-Batteriesatz), Torqeedo (Triebwerkskapseln), VETUS (Bugstrahlruder). Die Bootsrümpfe werden von Stormer Marine gebaut.

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