Das wachsende Erbe an Startups und Investitionen im Meeresbereich – wie können Unternehmen davon profitieren?
Gabbi Richardson, Gründerin von Yachting Ventures, spricht über die Macht und das Potenzial von Corporate Venture Capital im Freizeitschifffahrtsmarkt.
Frühphaseninvestitionen in Startups sind für den Erfolg großer Unternehmen von entscheidender Bedeutung, insbesondere in dynamischen Branchen wie der Freizeitschifffahrt, in denen Innovation der Schlüssel zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit ist. Diese Investitionen bieten Unternehmen Zugang zu Spitzentechnologien und neuen Märkten, deren interne Erschließung möglicherweise eine Herausforderung darstellt.
Darüber hinaus können Unternehmen durch Investitionen in Startups ihr Portfolio diversifizieren und strategische Partnerschaften aufbauen. So wird der Weg für Kooperationen bei der Produktentwicklung, Joint Ventures oder künftige Übernahmen geebnet, wenn sich das Startup als erfolgreich erweist.
Unter Corporate Venture Capital (CVC) versteht man die direkte Investition von Unternehmensmitteln in Start-up-Unternehmen. Dies geschieht normalerweise über eine halbunabhängig operierende Tochtergesellschaft des Mutterkonzerns.
Mehrere Unternehmen investieren derzeit in die Freizeitschifffahrtsbranche, darunter Axopar, Beneteau Group, Yamaha, Brunswick und MarineMax. Diese Unternehmen haben gemeinsam Millionen von Dollar in neue Technologien und Produkte in diesem Sektor investiert und so Innovationen mit echter Wirkung vorangetrieben.
Yachting Ventures (YV) ist Vorreiter bei erfolgreichen Startup-Showcases bei großen Shows, darunter METSTRADE und IBEX, indem Unternehmensinvestoren mit Startups zusammengebracht werden, der Investitionsprozess optimiert wird und der Zugang zum besten Deal Flow sichergestellt wird.
Strategische Ausrichtung – Startups und CVCs
Welchen Nutzen können also sowohl Startups als auch Unternehmen aus CVC ziehen?
Startups im Bereich der Freizeitschifffahrt können aufgrund der strategischen Ausrichtung auf die Geschäftsinteressen des investierenden Unternehmens stark von CVC profitieren.
Zum Beispiel die jüngste Investition von Axopar beteiligt sich an führendem Marine-Elektrifizierungs-Startup Evoy, das in dieser Runde insgesamt 6.4 Millionen Euro einsammelte, ist ein klares Indiz dafür, dass Axopar die Zukunft der Branche in der Elektrotechnik sieht.
Leif Stavøstrand, CEO von Evoy, kommentiert: „Bei Evoy haben wir gesehen, wie strategische Investitionen Innovation und Wachstum fördern. Die Partnerschaft mit Branchenführern über CVC bietet wichtige Finanzierungsmöglichkeiten und öffnet Türen für Zusammenarbeit und Markterweiterung, wodurch die Elektrifizierung und Nachhaltigkeit der Schifffahrt vorangetrieben wird.
„Die Synergie zwischen den hochwertigen Produkten, dem umfangreichen Netzwerk und den Ressourcen von Axopar, kombiniert mit der fortschrittlichen Elektromotorentechnologie von Evoy, schafft einen robusten Rahmen für die Bereitstellung der weltweit führenden Hochleistungslösungen für elektrische Bootsmotoren.“
Ebenso investierte die Bénéteau Group, Europas größter Motorbootbauer, kürzlich in die 25-Millionen-Euro-Finanzierungsrunde des Elektrobootbauers Candela.
Während abzuwarten bleibt, wie sich die Investitionen von Axopar und der Bénéteau-Gruppe in Start-ups im Bereich Elektrifizierung entwickeln werden, ist es für CVCs üblich, sich an gemeinsamen Entwicklungsprojekten mit ihren Portfoliounternehmen zu beteiligen und gemeinsam an neuen Produkten zu arbeiten oder bestehende zu verbessern.
Zugang zu Branchenexpertise
Für ein Marine-Startup ist die Finanzierung durch einen großen Player der Branche nicht nur eine Kapitalquelle, sondern auch eine starke Marktvalidierung. Diese Validierung öffnet Türen für andere potenzielle Investoren und Partner, die durch die Beteiligung des etablierten Unternehmens an dem Startup beruhigt werden könnten.
Corporate-Venture-Abteilungen bieten oft Zugang zu einer Fülle von branchenspezifischem Fachwissen, Infrastruktur und Ressourcen, die einem Startup dabei helfen können, schnell zu wachsen. Dazu kann der Zugang zu Produktionsanlagen, F&E-Kapazitäten oder etablierten Vertriebskanälen gehören.
Für Marine-Startups, die oft mit komplexen logistischen und regulatorischen Rahmenbedingungen zu tun haben, ist eine solche Unterstützung von unschätzbarem Wert. Die Anbindung an einen CVC kann zudem das Netzwerkpotenzial eines Startups erheblich steigern und die Kontaktaufnahme mit anderen Branchenakteuren, potenziellen Kunden und sogar anderen Investoren (für Folgefinanzierungen) erleichtern.
Zum Beispiel, Yamaha Marine hat vor kurzem ein Marine Innovation Centre in Georgia, USA, eröffnet und Yamaha Motor kündigte einen 100-Millionen-Dollar-Fonds an, der in Transport, Robotik, Daten/KI, Fintech/Insurtech sowie digitale Gesundheit und Wellness investieren soll. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass das Unternehmen das Potenzial von Investitionen in Startups erkennt, und wird auch durch eine Reihe jüngster Transaktionen belegt, darunter die Übernahme des Elektro- und Hybridmotorenentwicklers Torqeedo.
Laut YamahaZiel der Übernahme von Torqeedo ist die Stärkung der Entwicklungskompetenzen im elektrischen Feld. Dies führt zu Yamaha, die im aktuellen mittelfristigen Managementplan die allgemeine Ausrichtung des Marine-Produktgeschäfts umreißt. Die Übernahme von Torqeedo soll auch die YamahaDie Organisation unterstützt die Bemühungen zur Erreichung der CO2-Neutralität in der Schifffahrtsindustrie und hilft beim schnellen Aufbau einer Palette kleiner Elektroantriebe.
Neben der Elektrifizierung Yamaha leitete außerdem eine Finanzierungsrunde der Serie A in Höhe von 7 Millionen Euro für Skipperi , ein in Finnland ansässiger Abonnementservice für gemeinschaftlich genutzte Boote. Kommentar zu der Investition von YamahaSkipperi-Mitbegründerin Anna-Leena Raij sagt: „Unsere Zusammenarbeit mit Yamaha Marine begann in den Anfangstagen von Skipperi. Nach vielen Jahren erfolgreicher Partnerschaft wurden sie Investor. Wir teilen eine gemeinsame Vision von der Bedeutung des Teilens und der gemeinsamen Nutzung in der Zukunft des Bootfahrens.
„Wir konnten auch die Synergien deutlich erkennen – YamahaDie hochwertigen Produkte, das ausgedehnte Netzwerk und die Ressourcen von würden zusammen mit der fortschrittlichen Software-Expertise von Skipperi einen Rahmen für die Bereitstellung des weltweit führenden Bootsgemeinschaftsdienstes schaffen.“
Längere Anlagehorizonte
Unternehmen haben oft den Luxus, auf langfristige Renditen zu blicken als traditionelle Risikokapitalfirmen, die normalerweise schnellere Ausstiege anstreben. Dies kann für Startups im Bereich der Schifffahrt von Vorteil sein, bei denen Produktentwicklung und Marktdurchdringung länger dauern können als in anderen Sektoren. Der längere Horizont kann einem Startup die Zeit geben, seine Produkte oder Dienstleistungen zu verfeinern, ohne dem Druck ausgesetzt zu sein, sofortige Renditen zu liefern.
So hat beispielsweise die Brunswick Corporation ein Joint Venture mit TechNexus Venture Collaborative, das darauf abzielt, bahnbrechende Innovationen in der Schifffahrtsindustrie zu fördern. TechNexus ist für seine Expertise bei der Identifizierung und Förderung von Technologieunternehmen im Frühstadium bekannt, und im Rahmen dieser Partnerschaft hat Brunswick in eine Reihe von Startups investiert.
„Wir sind stolz darauf, durch die Zusammenarbeit mit einem zukunftsorientierten Partner wie Brunswick Innovationen in den Bereichen Meerestechnologien und Elektrifizierung unterstützen zu können“, sagt Fred Hoch, Gründer und General Partner von TechNexus.
In ähnlicher Weise gründete Howden Insurance im Oktober 2023 Howden Ventures, um einen Investitions- und Risikoinkubator zu schaffen, der die Entwicklung von Versicherungsprodukten beschleunigen soll.
Das CVC möchte Lösungen für neu auftretende Risiken in einer schnelllebigen, vernetzten Welt bieten. Investitionen im maritimen Bereich sind klar in Sicht, denn CetoAI, ein maritimes Predictive-Analytics-Startup, das Maschinenausfallrisiken früher erkennt als herkömmliche Erkennungsmethoden, hat kürzlich 1.5 Millionen Pfund an Startkapital unter der Leitung von Howden Ventures aufgebracht.
Ausstiegsmöglichkeiten
Schließlich kann ein durch CVC finanziertes Startup unter Umständen einen klareren Ausstiegsweg finden, häufig durch die Übernahme durch das investierende Unternehmen.
Dies kann für die Gründer und frühen Investoren des Startups eine lukrative und unkomplizierte Exit-Strategie darstellen, schränkt allerdings möglicherweise andere Möglichkeiten wie einen unabhängigen Börsengang ein.
Das in Japan ansässige Unternehmen Yanmar hat eine Mehrheitsbeteiligung an GetMyBoat übernommen, dem weltweit größten Marktplatz für Bootsverleih und Wassererlebnisse. Berichten zufolge betrachtet Yanmar GetMyBoat als Schlüsselspieler beim Wachstum der Sportbootbranche. Das in San Francisco ansässige Unternehmen bietet mittlerweile über 180,000 Boote und Wassererlebnisse an 9,300 Zielorten an.
Yanmar gibt an, dass diese strategische Übernahme dazu beitragen wird, „die digitale Transformation in seinen verschiedenen Geschäftsbereichen voranzutreiben und gleichzeitig die Möglichkeit bietet, Entwicklungstrends in der Freizeitschifffahrtsbranche zu erkennen und zu überwachen“.
Sascha Mornell, CEO und Mitbegründer von GetMyBoat, fügt hinzu: „Yanmars Investition in GetMyBoat hat unser internationales Wachstum vorangetrieben und Millionen von Menschen weltweit die Freude am Bootfahren nähergebracht.“
Im Dezember 2022, MarineMax, der weltweit größte Einzelhändler für Freizeitboote und Yachten, gab bekannt, dass es seine Technologieinvestitionen durch eine eigene Einheit, New Wave Innovations, ausweiten werde. Zu den Startups, die bereits in das MarineMax-Portfolio aufgenommen wurden, gehören Boatyard, eine führende Kundenerlebnisplattform in der Schifffahrtsbranche, und Boatzon, der Online-Boots- und Schiffshändler, der sichere Direktmarktplatzdienste anbietet.
Zum Zeitpunkt der Boatzon-Übernahme kommentierte Shawn Berg, EVP, Chief Digital Officer von MarineMax und Präsident von New Wave Innovations: „Technologie ist für das Wachstum der Schifffahrtsbranche von entscheidender Bedeutung und mit der Übernahme von Boatzon haben wir das unserer Meinung nach herausragende Technologieunternehmen hinzugefügt, das Verbraucher und Schifffahrtshändler verbindet.“
Nathan Heber, Gründer von Boatyard, sagt: „Die Führung von MarineMax ist entschlossen, in Innovationen für die gesamte Branche zu investieren und nicht nur Wert innerhalb des Unternehmens zu schaffen. Wir haben aus erster Hand erfahren, wie solche strategischen Investitionen transformative Veränderungen katalysieren können, was die entscheidende Rolle von Corporate Venture Capital in unserem Sektor unterstreicht.“
Startup-Strategie für den Erfolg
Für Startups in der Freizeitschifffahrtsbranche kann die Beschaffung von CVC ein strategischer Schritt sein, der über Kapital hinausgeht. Es bietet Zugang zu branchenspezifischer Beratung, Marktglaubwürdigkeit und einem unterstützenden Netzwerk, das ein Startup in der Frühphase voranbringen kann.
Für Startups ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, sicherzustellen, dass ihre Vision mit der des Unternehmensinvestors übereinstimmt, um die Vorteile voll auszuschöpfen, ohne ihren Innovationsvorsprung oder ihre betriebliche Unabhängigkeit zu beeinträchtigen.
Bei Yachting Ventures sehen wir, dass sich CVC zu einem zentralen Innovationstreiber in der Freizeitschifffahrtsbranche entwickelt und wächst.
Während traditionelle Investoren diesen Bereich aufgrund der geringeren Marktgröße möglicherweise übersehen, sind CVC-Investoren mit dem Wissen, dem Netzwerk und den Ressourcen einzigartig positioniert, um Technologien voranzutreiben und Start-ups bei der erfolgreichen gemeinsamen Entwicklung und Markteinführung von Produkten zu unterstützen.