Der deutsche Bootsmarkt schleppt sich durch das Jahr 2024, aber einige positive Zeichen geben Anlass zur Hoffnung für 2025
GMBA-Vertreter für Deutschland, Falk Morgenstern, wirft einen offenen Blick auf die Lage des deutschen Bootsmarktes und der Freizeitschifffahrt und fragt: „Was wird das Jahr 2025 für die Branche bereithalten?“'
Dieser Artikel wurde ursprünglich veröffentlicht in Marine Industry News Zeitschrift, Ausgabe 13.
„Im ersten Halbjahr meldeten in Deutschland fast 30 Prozent mehr Unternehmen Insolvenz an als im Vorjahreszeitraum – der höchste Stand seit 2016. Vor allem die Dienstleistungsbranche bereitet in allen Bereichen Sorgen. Ein kleiner Lichtblick: Die Konsumlaune der deutschen Haushalte scheint sich nach einem langen Tief endlich langsam zu erholen, wobei dieser Effekt die Schifffahrtsbranche noch nicht erreicht zu haben scheint.
Covid holt ein: Das Schifffahrtsgeschäft läuft schleppend
Alle Sektoren des deutschen Bootsmarktes – sowohl Segel- als auch Motorboote – waren im Jahr 2023 erschöpft. Die neuesten BVWW-Zahlen zeigen, dass im vergangenen Jahr 1,455 Boote (ohne Superyachten) nach Deutschland importiert wurden – ein Rückgang von 32.1 Prozent gegenüber den Zahlen von 2022 (2,144 verkaufte Einheiten). Der Segelbootmarkt brach um 67.7 Prozent auf nur noch 352 Einheiten ein, während Motorboote um 4.5 Prozent auf 1,103 Einheiten zulegten.
Egal ob Segel- oder Motorboote: In allen Segmenten ist die Nachfrage drastisch zurückgegangen und das Geschäft läuft schleppend. Teilweise werden Boote unter dem Selbstkostenpreis verkauft, was den Unternehmen zufolge lediglich eine Liquiditätssicherung ist. Dieser Umstand ist eine Folge der Aufholjagd nach der Corona-Pandemie. Während der Pandemie haben viele Neueinsteiger und Bootsneulinge den Wassersport für sich entdeckt. Dies trieb unter anderem die Preise in die Höhe, während die Produktionsbänder teilweise stillstanden. Ressourcenknappheit führte während der Pandemie zu kräftigen Preissteigerungen bei Neubooten, bedingt durch erschwerte Transport- und Logistikprobleme in der Containerschifffahrt, die zu einem Mangel an Motoren und Zubehör führten.
Diese Knappheit führte teilweise zu Preissteigerungen der Yachten um mehr als 50 Prozent. Doch der Markt holt mittlerweile auf und die Akzeptanz bei deutschen Kunden ist nur noch bedingt gegeben. Wenn eine 37ft Segelyacht aus dem Jahr 2020 laut Preisliste einen Basispreis ab Werft von rund 130,000 Euro hatte und nun der Basispreis für das gleiche Boot bei 185,000 Euro (+42 Prozent) liegt, ist das aus Kundensicht nicht ganz nachvollziehbar. Dass die Zahl der registrierten Boote in Deutschland im ersten Halbjahr 2024 gestiegen ist, liegt daran, dass neue Eigner ihre Yachten, die sie teilweise schon vor fast zwei Jahren bestellt hatten, mittlerweile erhalten haben.
Viele Pandemie-Neueinsteiger verkaufen ihre Gebrauchtboote derzeit zu vergleichsweise hohen Preisen wieder und machen nach drei Jahren Nutzung oft sogar mehrere zehntausend Euro Gewinn. Das aktuell hohe Angebot an modernen Gebrauchtyachten in Deutschland ist also ein weiterer Treiber für den angespannten Neubootmarkt, und auch hier ist die Nachfrage sehr gering.
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Die Gesamtsituation übt derzeit einen starken Druck auf die Ertragslage der Unternehmen aus. Haupttreiber hierfür sind die harten Wettbewerbsbedingungen und das Zinsniveau – die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen könnte jedoch zu einer Wende des Schicksals beitragen.
Hochwertige Isolierung, kleinere Schiffe leiden immer noch
Wie in mehreren anderen europäischen Märkten ist das obere Ende der Schifffahrtsbranche von den Markteinbrüchen besser abgeschirmt. Mit Yachten im Preisbereich von 500,000 Euro oder mehr ist dieses Marktsegment vom negativen Trend kaum oder gar nicht betroffen. Im oberen Marktsegment ist die Nachfrage nahezu gleich geblieben und es gibt keine nennenswerten Unterschiede zwischen Segel- oder Motoryachten. Katamarane, die im Allgemeinen ebenfalls im höheren Preissegment liegen, sind nach wie vor stark gefragt.
Ein aktueller Gewinner ist die Fischereiwirtschaft, die teilweise mit zweistelligen Wachstumsraten rechnen kann. Allerdings sind hier nicht Fischerboote gefragt, sondern vielmehr Angelausrüstung und der entsprechende Angeltourismus.
Am stärksten betroffen von der Marktflaute sind nach wie vor die Bootshersteller mit Produkten im Preisbereich zwischen 50,000 und 300,000 Euro. Auch die Charterbranche hat zu kämpfen. Die Unternehmen versuchen teilweise, die mangelnde Nachfrage mit sehr hohen Rabatten auszugleichen.
Mangel an qualifizierten Fachkräften im maritimen Bereich
Am besten durch die aktuelle Situation kommen offenbar Dienstleistungsunternehmen und Marinas, die noch einigermaßen ausgelastet sind. Das größte Problem dieser Marktsegmente ist allerdings die Verfügbarkeit von Fachkräften. Der Fachkräftemangel hat in den letzten Monaten trotz voller Auftragsbücher zu zahlreichen Firmenschließungen geführt.
Der Tauchsektor scheint sich seit Mitte des Jahres stabilisiert zu haben, während die Charterunternehmen leider noch nichts Positives zu berichten haben.
Trends auf Bootsmessen
Messen haben für den deutschen Bootsmarkt und seine Kunden nach wie vor eine hohe Bedeutung. Dabei ist ein klarer Trend zu erkennen, dass Hersteller und Kunden immer mehr auf Bootsmessen im Wasser setzen. Obwohl die Kosten für die Teilnahme und Ausstellung auf Bootsmessen für Werften und Hersteller enorm sind, spielen die Veranstaltungen im Marketingprozess nach wie vor eine sehr wichtige Rolle.
Die Bootsmessen im Herbst waren gut besucht, was beweist, dass Bootfahren immer noch attraktiv ist.
Dennoch setzen viele Marine-Hersteller, zum Teil sehr erfolgreich, auf eigene Veranstaltungen wie ‚Tage der offenen Tür‘ oder ‚Hausmessen‘.
Schifffahrtsindustrie im Jahr 2025
Seit August 2024 ist eine Stabilisierung und Verbesserung der Sportbootindustrie in Deutschland zu beobachten. Dies hat zu einer leicht steigenden Nachfrage nach kleineren Motor- oder Segelyachten geführt. Auch die Zulieferer (Motoren, Masten, Ausrüstung usw.) verzeichnen eine leicht steigende Nachfrage nach ihren Produkten.
Ausschlaggebend hierfür sind die verbesserte allgemeine Stimmung in Deutschland und das verbesserte Zinsniveau. Angesichts der Aussicht auf weitere Zinserhöhungen besteht die Hoffnung, dass sich die aufgehellte Verbraucherstimmung fortsetzen könnte.
Falk Morgenstern ist der Global Marine Business Advisors (GMBA) Repräsentant für Deutschland.