COO von Aqua superPower: Was braucht die Elektroantriebsbranche als Nächstes?

Aufladung der Aqua 75 auf der Bootsmesse in Venedig


Karen Gill, COO von Aqua superPower, fragt, wie die Branche dazu beitragen kann, das Wachstum des Elektroantriebs in der Schifffahrtsindustrie zu beschleunigen.

Der elektrische Antrieb im Schiffssektor hat sich von einem visionären Konzept zu einer praktischen und nachhaltigen Lösung entwickelt, wobei immer mehr Schiffe auf sauberere Energie umsteigen. Globale und lokale Umweltvorschriften treiben den Wandel im Schiffssektor voran, und sowohl im Freizeit- als auch im kommerziellen Sektor ist eine erhebliche Dynamik bei der Einführung der Elektrifizierung zu verzeichnen. Trotz der Fortschritte bei der Elektrifizierung von Schiffen bleiben jedoch einige Herausforderungen bestehen, insbesondere in Bezug auf Infrastruktur, Standardisierung und finanzielle Anreize.

Ausbau von Ladenetzen

Da Elektroboote sowohl im kommerziellen als auch im Freizeitbereich immer beliebter werden, ist die Entwicklung einer zuverlässigen Ladeinfrastruktur von entscheidender Bedeutung. Mehrere Faktoren treiben das Wachstum von Ladenetzen für Schiffe voran:

Netzanschlüsse: Eine große Hürde ist die Verfügbarkeit und Stärke der Netzverbindungen. Beliebte Bootsgebiete wie Seen, Küstenstädte und historische Stätten verfügen oft über eine veraltete elektrische Infrastruktur, was den Einsatz von Hochleistungsladestationen einschränkt. 

Standardisierung und Interoperabilität: Unterschiedliche Anschlüsse und Kommunikationsprotokolle schaffen Unsicherheit für Unternehmen und behindern das Wachstum. Die Standardisierung dieser Elemente erleichtert die Integration neuer Elektroboote und Ladeinfrastruktur. Aqua superPower arbeitet eng mit Bootsmarken (OEMs) und Antriebsstrangherstellern zusammen. Diese Kooperationen standardisieren Technologieprotokolle und stellen sicher, dass der Benutzer problemlos arbeiten kann, eine schnelle Aufladung erhält und seine Batterien geschützt sind.

Datengesteuerte Bereitstellung: Da immer mehr Elektroboote eingesetzt werden, können Daten aus dem Schiffsbetrieb – wie Nutzungsmuster, Ladehäufigkeit und Reichweite – Aufschluss darüber geben, wo und wie Ladestationen gebaut werden sollten. Dadurch wird sichergestellt, dass die Infrastruktur dort bereitgestellt wird, wo sie am dringendsten benötigt wird. 

Integration in größere Energienetze: Elektrifizierte Schiffsflotten bieten Möglichkeiten zur Integration in größere Energienetze. Technologien wie V2G kann helfen, die Netznachfrage auszugleichen, allerdings ist hierfür eine Abstimmung der technischen Normen und Richtlinien zwischen dem maritimen Sektor und dem Energiesektor erforderlich.

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So beschleunigen Sie das Wachstum

Um den Übergang zu Elektrobooten und Ladeinfrastruktur zu beschleunigen, sind mehrere wichtige Maßnahmen erforderlich:

Standardisierung: Ähnlich wie die einheitlichen Ladestandards der Automobilindustrie für Elektrofahrzeuge benötigt auch der Schifffahrtssektor gemeinsame Standards für Anschlüsse und Kommunikationsprotokolle. Die Zusammenarbeit mit OEMs und Antriebsstrangherstellern zur Gewährleistung der Kompatibilität wird die Einführung erleichtern und die Kosten senken.

Vereinfachte Planung und Genehmigung: Bürokratische Hürden verzögern oft grüne Infrastrukturprojekte, darunter auch Ladenetze für Schiffe. Eine Vereinfachung des Genehmigungsprozesses und die Priorisierung von Projekten zur Kohlenstoffreduzierung würde ein schnelleres Wachstum unterstützen.

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Anreize für gewerbliche Nutzer: Finanzielle Anreize für kommerzielle Betreiber wie Taxiboote, Arbeitsboote und Aquakulturschiffe würden die Einführung von Elektroantrieben fördern. Pilotprojekte, die reale Anwendungsfälle demonstrieren, werden das Vertrauen in die Machbarkeit von Elektroschiffen stärken. Wir sind derzeit aktiv an mehreren staatlich geförderten Projekten in Großbritannien und den USA beteiligt, die als wertvolle Anwendungsfälle dienen und die Einführung der Elektrifizierung von Schiffen vorantreiben werden.

Einschränkungen für Boote, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden: Auch die Beschränkung des Zugangs zu Wasserstraßen für diesel- und benzinbetriebene Boote könnte die Elektrifizierung beschleunigen. So könnte Venedig beispielsweise bestimmte Kanäle für Elektroboote sperren, während Länder wie Deutschland bereits Seen eingeführt haben, auf denen ausschließlich Elektroboote fahren dürfen.

Finanzielle Anreize und Investitionen: Regierungen müssen finanzielle Mechanismen einführen – wie Steuererleichterungen, Subventionen oder zinslose Darlehen – um die Kostenlücke zwischen Elektroantrieb und herkömmlichen Schiffen mit Verbrennungsmotor zu schließen. In Großbritannien könnte eine Senkung der Stromsteuern auch einen schnelleren Umstieg auf Elektroboote fördern.

Derzeit Aquas SuperPower-Netzwerk Die Expansion konzentriert sich auf wichtige Bootsmärkte wie die USA, Südfrankreich, die italienische Riviera, Großbritannien und die nordischen Länder. Die Expansion des Unternehmens wird sowohl durch günstige Marktbedingungen als auch durch finanzielle Anreize zur Finanzierung von Elektrobooten und Ladeinfrastruktur vorangetrieben. 

So sind wir beispielsweise in Großbritannien aktiv an mehreren subventionierten Projekten zur Elektrifizierung von Schiffen beteiligt, und zwar im Rahmen des Clean Maritime Demonstration Competition des Verkehrsministeriums und des UK SHORE Zero Emission Vessels and Infrastructure (ZEVI)-Wettbewerb

Der Umfang dieser Projekte umfasst eine breite Palette von Initiativen, vom Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Passagier- und Frachtfähren auf der Themse bis hin zur Bereitstellung von Ladestationen für Freizeitschiffe entlang der britischen Südküste. Darüber hinaus unterstützt Aqua superPower den Übergang zu elektrischen Arbeitsbooten und treibt die Vessel-to-Grid-Technologie (V2G) voran.

Branchenherausforderungen meistern

Trotz der Fortschritte im Bereich der Schiffselektrifizierung besteht Handlungsbedarf in den Bereichen Fachkräftemangel, Verbraucheraufklärung und Antriebstechnologie. 

Fachkräftemangel: Der Mangel an Fachkräften mit Fachwissen zu Hochspannungssystemen und Schiffsinstallationen stellt eine Herausforderung dar. Um diese Lücke zu schließen, sind Investitionen in spezielle Ausbildungsprogramme von entscheidender Bedeutung.

Bedenken hinsichtlich der Batteriesicherheit: Es besteht weiterhin ein Wahrnehmungsproblem hinsichtlich der Sicherheit von Schiffsbatteriesystemen. Regulierungsbehörden und Branchenakteure müssen Kampagnen zur Aufdeckung von Mythen durchführen und den Markt über die strengen Sicherheitsstandards informieren, die Elektroboote heute erfüllen müssen.

Differenzierung der Antriebstechnologien: Viele Menschen gehen davon aus, dass alle Elektroboote gleich sind, aber es gibt einen erheblichen Unterschied zwischen Niederspannungsantrieben (48 V) und Hochspannungssystemen (300–800 V). Hochspannungssysteme ermöglichen schnelles Laden und unterstützen größere, leistungsstarke Boote. Wenn sowohl Kunden als auch Branchenexperten über diese Unterschiede aufgeklärt werden, können wir sicherstellen, dass die richtigen Technologien für die richtigen Anwendungsfälle eingesetzt werden.

Während die Elektrifizierung der Schifffahrt rasch voranschreitet, wird die Bewältigung dieser Herausforderungen durch koordinierte Anstrengungen von Industrie und Regierung sicherstellen, dass der Sektor weiterhin nachhaltig und effizient wächst.   

Eine Antwort auf „Aqua superPower COO: Was braucht die Elektroantriebsbranche als Nächstes?“

  1. Jhorman Henao sagt:

    Als Partner des CanUK-Projekts freuen wir uns, dass Aqua Superpower die entscheidenden nächsten Schritte für die Elektroantriebsbranche aufzeigt. Bei BlueGrid arbeiten wir aktiv daran, diese Bedürfnisse mithilfe unserer Expertise in der Schiffselektrifizierung und datengesteuerten Lösungen zu erfüllen.

    1. Datengesteuerte Bereitstellung
    BlueGrid nutzt einen datengesteuerten Ansatz, um Echtzeitanalysen des Schiffsbetriebs bereitzustellen. Durch die Nutzung dieser Daten helfen wir dabei, optimale Standorte für Ladestationen zu ermitteln und sicherzustellen, dass Infrastrukturinvestitionen strategisch sind und den tatsächlichen Bedarf decken. Unsere Plattform gibt Entscheidungsträgern umsetzbare Erkenntnisse, um intelligentere, effizientere Ladenetze und Boote zu bauen.

    2. Integration in breitere Energienetze
    Mit dem CanUK Vessel-to-Grid-Projekt sind BlueGrid und Aqua Superpower Vorreiter bei der Integration elektrisch betriebener Schiffsflotten in breitere Energienetze. Unsere gemeinsame Arbeit legt den Grundstein für die V2G-Technologie, gleicht die Netznachfrage aus und schafft neue Einnahmemöglichkeiten für Schiffseigner. Durch unsere Zusammenarbeit ebnen wir den Weg für eine nahtlose Abstimmung zwischen dem maritimen und dem Energiesektor.

    Es ist inspirierend, Teil dieser transformativen Reise mit Partnern wie Aqua Superpower zu sein. Gemeinsam gestalten wir eine sauberere, nachhaltigere Zukunft für den Schiffsantrieb.

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